Deutsch
„Alle Sprache ist Bezeichnung der Gedanken, und umgekehrt die vorzüglichste Art der Gedankenbezeichnung ist die durch Sprache, dieses größte Mittel, sich selbst und andere zu verstehen.“
[Immanuel Kant (1724-1804), Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. 1798, Erster Teil. Anthropologische Didaktik]
Die Mitglieder der Fachschaft Deutsch fühlen sich nicht nur dem Schulprofil unseres Gymnasiums allgemein, sondern vor allem den diesem zu Grunde liegenden Werten in der Tradition eines christlichen Humanismus in besonderer Weise verbunden. Denn nach unserer Überzeugung kommt dem Fach Deutsch im Fächerkanon des Gymnasiums ganz sicher eine zentrale Bedeutung zu, die weit über die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen hinausgeht. Freilich, klar strukturierte, richtig und flüssig geschriebene informierende oder argumentative Texte sollte man schon verfassen können, wie es der Lehrplan vorsieht, und man sollte, wenn man die gymnasiale Schullaufbahn abgeschlossen hat, auch über die eigene Sprache und Literatur Bescheid wissen und einen literarischen Text für sich gewinnbringend lesen können. Gerade die intensive Beschäftigung mit Literatur ist aber, weit jenseits eines bloßen „Lehrplan-Pragmatismus‘“ (z.B. der Schulung von Textverständnis oder der Sensibilisierung für die unbegrenzten Möglichkeiten der eigenen Muttersprache) oder auch des Bemühens, die Schullaufbahn am Gymnasium erfolgreich mit dem Bestehen des (Deutsch-) Abiturs beenden zu können, mit einer viel umfassenderen und tieferen Zielsetzung verbunden: Sie trägt entscheidend zum Entwickeln von Empathie, Toleranz und Weltoffenheit bei, indem sie Türen öffnet zu neuen, fremden, bisher unbekannten inneren und äußeren Welten ihrer Figuren. Das Fach Deutsch beansprucht deshalb seine besondere Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung jedes Einzelnen, für seine Welterschließung und die Fähigkeit zu Reflexion, zu Selbstvergewisserung und -äußerung, zu mündlicher und schriftlicher Verständigung – also zu allem, was einen gebildeten, im Sinne eben eines humanistischen Wertekanons erzogenen Menschen ausmacht.
Am Gymnasium Gars legen wir demnach neben den durch den Lehrplan vorgegebenen Inhalten des Deutschunterrichts ganz besonderen Wert auf die Leseerziehung und auf den kreativ-musischen Aspekt des Faches. In einer Zeit, in der Bildungsinhalte ständig auf ihre unmittelbare Verwertbarkeit hinterfragt werden, verstehen wir Deutschlehrer am GG unser Fach auch als eines, das darüber hinaus das vermittelt, was für die Entwicklung junger Menschen von ganz grundlegender Bedeutung ist: Neugierde und Entdeckerlust, Freude am Schönen, Kreativität, aber auch kritisches Hinterfragen, Innehalten-Können, Staunen.
In Goethes „Wilhelm Meister“ äußert der gleichnamige Held des Romans seinen Lebenswunsch, der da lautet:
„… mich selbst, ganz wie ich da bin, auszubilden…“.
Zu dieser Ausbildung des Selbst, „ganz wie ich da bin“, möchte und kann das Fach Deutsch sehr viel beitragen, und das ist unser Anspruch.