2018: Cremona

Scambio culturale: Che bellissimo

„Ciao, Amelie. Ciao, Alessandro. E molto bello rivederti !“war es bei der Ankunft der Garser Schülerinnen und Schüler in Cremona zu hören, als sie von ihren italienischen Austauschpartnern herzlich begrüßt wurden. Andere lernten ihren italienischen Austauschpartner erst jetzt kennen, weil ihre Gastpartner gewechselt hatten, was aber der herzlichen Aufnahme in der Gastfamilie keinen Abbruch tat.

20 Schülerinnen und Schüler und zwei Begleitlehrkräfte waren am 19. September 2018 in Gars zum Gegenbesuch der Partnerschule „Istituto Beata Vergine“ in der oberitalienischen Stadt Cremona aufgebrochen, um eine Woche lang das Leben in einer italienischen Gastfamilie zu verbringen, den schulischen Alltag an einer kirchlichen Privatschule zu erleben und die italienische Kultur kennen zu lernen und zu erfahren.

Die Schulleiterin Madre Anna-Maria begrüßte die deutschen Gäste in der Schulaula sehr herzlich und wies in ihrer Ansprache darauf hin, wie wichtig die Begegnung gerade junger Menschen aus verschiedenen Ländern für das Zusammenleben in Europa sei. Umrahmt wurde die offizielle Begrüßung durch den Schulchor mit schmissigen Liedern und einem Potpourri mit Melodien deutscher Komponisten – am Keyboard der Musiklehrer der Schule.

Die Garser Schülerinnen und Schüler erwartete ein sehr interessantes Programm bei diesem Schüleraustausch, der in herzlicher und umsichtiger Weise betreut wurde durch die Lehrerinnen Cinzia Maccagni und Federica Ruggeri, die selbst schon als Schülerin in Gars war und den damaligen Austausch als wertvolle Erfahrung in Erinnerung hat.

Neben einer Schulhaus- und Klosterführung und Unterrichtsbesuchen, bei denen die Schüler und Schülerinnen Unterschiede zwischen deutschem und italienischem Schulsystem kennenlernten, stand auch eine Führung durch die Geigenbauerstadt Cremona, in der Antonio Stradivari und Claudio Monteverdi, der Begründer der italienischen Oper, geboren wurden. Einer Besichtigung des Domes folgte eine Besteigung des Torrazzo, des höchsten Glockenturms Italiens, von dem sich ein herrlicher Ausblick über Cremona und die weitere Umgebung bis zu den Alpen bot. Beim Besuch des Museo del Violino erlebten die Schülerinnen und Schüler Musikunterricht der besonderen Art: Sie erfuhren von der Baugeschichte der Streichinstrumente von den Anfängen bis in die Gegenwart, vom Bau einer Violine in der Museumswerkstatt und sie konnten die Meisterinstrumente der berühmten Geigenbauerfamilien Amati, Guaneri und Stradivari bewundern. Für Geige spielende Schülerinnen aus unserer Gruppe war dies ein besonderer Höhepunkt der Reise. Aber nicht nur Cremona lernten die Garser kennen, sondern Exkursionen führten sie auch nach Mantua und Bologna.

In Mantua besichtigten sie den eindrucksvollen Palazzo Ducale, erfuhren dabei etwas über die Geschichte Mantuas und der Familie Gonzaga, sahen den Torre dell’ Orologio, eine astronomische Uhr des Mathematikers und Astronomen Bartolomeo Manfredi, und die Kirche S. Andrea. Und das Herz der begleitenden Lateinlehrer Herr Kirmayer und Frau Höpler – das der Lateinschüler wohl weniger – schlug höher beim Anblick der Vergildarstellung aus dem 13. Jh. auf der Piazza Broletto, erinnerten sie sich doch an den Anfangsvers des Grabepigramms für Vergil: „Mantua me genuit… .“

„La grassa, la dotta, la rossa“ sind die Beinamen Bolognas, der Haupstadt der Emilia – Romagna, und auch damit durften die Schüler Bekanntschaft machen.

„Rossa“ – die Rote wegen des rotschimmernden Häusermeers mit den zahlreichen Fassaden aus Terrakotta beeindruckte durch die Arkaden, die sich 38 km durch die Stadt ziehen, durch die Piazza Nettuno mit dem Neptunbrunnen, die Basilica di San Petronio mit der Cappella Bolognini, in der die Fresken des Jüngsten Gerichts von Giovanni di Modena nach der Beschreibung aus Dantes Göttlicher Komödie zu sehen sind, und mit dem Meridian Cassinis.

„Dotta“ – die Gelehrte, weil sie die älteste Universitätsstadt Europas ist. Wir besuchten den Palazzo dell’ Archiginnasio, der bis 1803 Sitz der Universität war, mit seinem Teatro Anatomico. Für angehende Mediziner unter unseren Schülern besonders interessant, weil in diesem Vorlesungssaal der anatomischen Fakultät die Medizinstudenten vergangener Jahrhunderte über die Beschaffenheit des menschlichen Körpers anhand von Sektionen unterrichtet wurden, die unter Anwesenheit eines Vertreters der Kirche stattfanden.

„Grassa“ – die Fette wegen der kulinarischen Seite Bolognas, die wir in der Mittagspause genießen konnten: In Bologna haben viele Köstlichkeiten Italiens ihren Ursprung: die Mortadella und das Ragu alla Bolognese, das mit Tagliatelle serviert wird.

Das Wochenende verbrachten die Schülerinnen und Schüler in den Familien, und auch das gestalteten die Gastgeber abwechslungsreich mit diversen Fahrten, etwa nach Mailand, Bergamo, Castell’ Arquato, eine mittelalterliche Burganlage, oder in die Abbazia Chiaravalle della Colomba, dem ältesten Zisterzienserkloster Italiens mit einem eindrucksvollen Kreuzgang.

Zum Abschied organisierten die italienischen Gastgeber ein Fest, bei dem die jungen Italiener und Deutschen bei landesüblichen Spezialitäten und Musik den Austausch ausklingen ließen.

Nach einer herrlichen Woche, in der schon bestehende Freundschaften vertieft, neue geknüpft wurden und man die Kultur des Austauschlandes schätzen lernte, kehrte die Garser Gruppe am 27. September 2018 aus dem sonnigen Italien heim nach Bayern.

Renate Höpler