Die Entstehung der Ostsee
Die Ostsee ist ein vergleichsweise sehr junges Schelfmeer, da sie vollständig und insgesamt erst in der letzten Nach-Eiszeit (postglazial), dem Holozän, entstanden ist. Jedoch begann der Prozess schon in der Saale-Eiszeit vor rund 125.000 Jahre. Zu der Zeit entstand der aus Erdmoränen bestehende Rücken, der die heutige Ostsee von der Nordsee trennt (Cimbrische Halbinsel). Ebenso entstand zu der Zeit die Geest von Schleswig-Holstein und Jütland, ohne die die Nord- und Ostsee ein riesiges gemeinsames Meer wären. Das Gebiet, wo die heutige Ostsee liegt, war vor 20.000 Jahren (der Höhepunkt der letzten Eiszeit=Hochglazial) von einer mehreren kilometerdicken Eisschicht bedeckt, welche ihren Ursprung im skandinavischen Gebirge, den Skanden hatte (M1).
Von dort aus breiteten sich die Gletscher stoßweise nach Süden und Osten aus und schürften somit das Ostsee-Becken tief aus (M4)
und ließen ein sehr abwechslungsreiches Bodenrelief zurück und außerdem trieben sie tonnenweise Lockermaterial vor sich her, welches heute zum Beispiel in den Regionen der Endmoränenzüge in Schleswig-Holstein und Meck-Pomm zu finden sind (M2).
Der damalige „Meeresspiegel“ der Ostsee war 130 Meter tiefer als heute. Als die Gletscher schmolzen und das Pleistozän 12.000 bp zu Ende ging, entstand in dem ausgeschürften Ostsee-Becken ein riesiger Schmelzwassersee, der baltische Eisstausee (M1).
Durch die äußerst große Menge an Süßwasser, welche in den Gletschern gespeichert war, füllte sich das Ostsee-Becken immer weiter bis es schließlich 10.300 bp große Teile Mittelschwedens überflutete. Südschweden und die dänischen Inseln blieben jedoch mit Schleswig-Holstein über eine Landbrücke verbunden. Da der Süßwassersee nun durch den mittelschwedischen Verbindungskanal mit der der Nordsee verbunden war, konnte – nachdem der Süßwasserstrom abgeebbt war – nun auch Salzwasser in die Ostsee fließen, so entstand um 10.000 v.h. das Yoldia-Meer, welches nach der damals weit verbreiteten marinen Kaltwassermuschel Yoldia arctica benannt ist (M1) und sich bis Südfinnland erstreckte.
Doch diese frühzeitliche Ostsee war nur von kurzer Dauer, da zwar der weltweite Meeresspiegel durch das auf der Nordhalbkugel abtauende Schmelzwasser stieg, sich jedoch nun auch das von kilometerdicken Eisschicht und somit von enormen Gewicht befreite Skandinavien hob. Somit verschloss sich die Verbindung zur Nordsee und der Acylus-See entstand, ein Süßwassersee von einer in der größten Ausdehnung noch größeren Fläche wie die heutige Nordsee. Die heutigen polnischen, dänischen, deutschen Küsten lagen oberhalb des Meeresspiegels und verhinderten so ein Ablaufen des Süßwassers in die Nordsee. Durch den jedoch weiter ansteigenden Meeresspiegel konnte durch den Kategatt Salzwasser nach Süden vordringen, da dieser Salzwasserstrom nicht stoppte, schuf er sich drei Zuströme in den Acylus-See, durch den Öresund, dem kleinen und sowie den großen Belt; das Litorina-Meer entstand. Der Meeresspiegelanstieg und die Landerhebung bestimmten weiterhin die Gestaltung des Ostseeraums. Durch die andauernde Landerhebung wurde auch die Verbindung zur Nordsee zusehend schmaler, sodass der Salzwasserstrom deutlich zurückging.
Durch die Süßwasserspeisung von einfließenden Flüssen begann das einstige Salzwassermeer auszusüßen und der Vorläufer der heutigen Ostsee entstand, das Limnaea-Meer, welches von 4000-1500 bp existierte. Von da an spricht man von einem Brackwassermeer, da es weder süß noch salz ist.
Tobias Kussinger