Das Weichselglazial in Europa

Hört man den Begriff Eiszeit, verbindet man damit vor allem Mammuts, Säbelzahnkatzen und Höhlenmenschen. Was bei Eiszeiten außerdem noch wichtig zu wissen ist, soll am Beispiel der letzten Kaltzeit, dem Weichselglazial, nähergebracht werden.

Als Weichsel-Eiszeit, auch Weichsel-Kaltzeit oder Weichselglazial genannt, bezeichnet man den dritten und letzten Zeitabschnitt der eiszeitlichen Vergletscherungen, durch das skandinavische Inlandeis, bis weit in die norddeutsche Tiefebene (Norddeutsches Tiefland). Im alpinen Vereisungsgebiet wird sie außerdem als Würm-Kaltzeit bezeichnet. Sie begann vor 115.000 Jahre und endete vor 10.000 Jahren. Gekennzeichnet war diese durch ein großes Eisschild, das vom skandinavischen Hochgebirge ausging und sich bis an die schleswig-holsteinische Ostküste, in die Mark Brandenburg und nach Nordrussland über Europa erstreckte.

Die Weichsel-Kaltzeit wird in Unter-, Mittel- und Oberweichsel untergliedert. Die Frühphase (Unter- und Mittelweichsel) war, ebenso wie das Ende der Weichsel-Kaltzeit, durch starke Klimaschwankungen gekennzeichnet. Erst danach setzte sich endgültig das kaltzeitliche Klima durch. In der Weichsel-Kaltzeit kam es während der Oberweichsel zweimal zur Ausbildung ausgedehnter Eisschilde, dem sogenannten Brandenburger-Stadium (siehe Abb. 1), das die weiteste Verbreitung des Eises während des Weichselglazials verzeichnet, und dem Frankfurter-Stadium. Jedoch blieb die Ausdehnung während der Weichsel-Kaltzeit in den meisten Gebieten deutlich hinter der maximalen Ausdehnung der vorausgegangenen Vereisungen zurück.

Glazial

Das Abfließen des Schmelzwassers des Inlandeises erfolgte durch sogenannte Urstromtäler, die durch das Wasser geschaffen wurden. Ein Beispiel für ein bekanntes Urstromtal ist der Rhein, der während des Saaleglazials (die zweite der drei norddeutschen Eiszeiten vor dem Weichselglazial und nach der Elster-Eiszeit) dem Abfluss des Schmelzwassers diente.

Während des Weichsel-Hochglazials ereignete sich in Europa ein Übergang, bei dem der moderne Mensch (Homo sapiens sapiens) an die Stelle des Neandertalers trat. Außerdem wurde Nordamerika in der Weichsel-Kaltzeit erstmalig von Menschen besiedelt, die über die Bering-Landbrücke von Asien her einwandern konnten. Die Bering-Landbrücke wurde ermöglicht durch die Ansammlung von Eis auf den Kontinenten, wobei der Meeresspiegel um 140 m abgesenkt wurde, was auch zum Trockenfallen der Nordsee führte. Das Aussterben zahlreicher Großsäuger gegen Ende der Weichsel-Kaltzeit (u.a. Mammut) ist nach heutiger Erkenntnis nicht allein auf die Ausbreitung des Menschen zurückzuführen (Overkill-Theorie), sondern in starkem Maße auf die allgemeine Änderung der ökologischen Bedingungen.

Pija Reininger

Quelle: Spektrum.de; Killilus.de; Wikipedia.de