„Fritz, schau, was du daraus machen kannst!“, beauftragte Provinzial Pater Gerhard Mittermeier Pater Fritz Kästner mit der Rettung der Garser Klosterschule, die Ende der 60er Jahre unter Schüler- und Lehrermangel litt. Nach zahlreichen Gesprächen mit Schulleitern in der Region und mit anderen Verantwortlichen gelang es Pater Kästner, die Garser Klosterschule in ein staatliches Gymnasium überzuführen. Dieses durfte laut Verordnung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 14. April 1972 mit Beginn des neuen Schuljahres errichtet werden.
Damit war es geschafft: Am 19. September 1972 öffnete das staatliche Gymnasium Gars unter der Leitung des Direktors Ludwig Mittermaier seine Pforten. Drei hauptamtliche und 13 nebenberufliche Lehrkräfte sowie vier Studienreferendare unterrichteten im ersten Schuljahr insgesamt 221 Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 5 bis 7. Dabei war das Einzugsgebiet recht groß: Neben den Landkreisen Mühldorf, Erding, Rosenheim, Altötting oder Ebersberg waren, ermöglicht durch den Internatsbetrieb, auch die Regierungsbezirke Niederbayern, Schwaben und sogar Oberfranken vertreten. Die Schülerinnen und Schüler lebten entweder im direkt angeschlossenen Internat des Klosters bzw. im Heim der Franziskanerinnen in Au oder besuchten zumindest das Tagesheim, heute würden wir sagen: die Nachmittagsbetreuung, man hatte also ein zukunftsweisendes Konzept. Für die wachsende Zahl an Schülerinnen und Schülern, die aus einem großen Einzugsbereich täglich zur Schule fuhren, ging mit dem Auf- und Ausbau der Schule derjenige eines immer komplexeren Schulbus-Systems einher.
„Natürlich war damals vieles noch nicht so perfekt organisiert wie heute, aber doch nicht weniger liebenswert“ – heißt es in der persönlichen Erinnerung einer damaligen Referendarin. Das Gymnasium hatte damals mit akutem Lehrermangel, Raumnot und einer unzureichenden Ausstattung mit Lernmitteln zu kämpfen. Die Einrichtung des Lehrerzimmers bestand aus schweren, dunklen Möbeln und plüschbezogenen Polstersesseln sowie einem Buffet mit Schnitzereien und gedrehten Säulen. Einen Gong oder Durchsagen gab es im Jahr 1972 auch noch nicht. Daher durfte ein Siebtklässler den Unterricht immer etwas früher verlassen, um jeweils zum Stundenwechsel mit einer großen Glocke im Gang des ersten Stocks zu läuten. Der Hausmeister ging von Klasse zu Klasse, um dem gerade unterrichtenden Lehrer wichtige Infoschreiben auszuhändigen.
„Der gute Kontakt zwischen Lehrern […] und Heranwachsenden […], die Fröhlichkeit und die Freundlichkeit, die wir in unserem Hause allezeit wünschen, sollen dazu beitragen, daß unsere Schüler glückliche Kinder sind.“ – Zitat F. Kästner
Auch wenn der Lehrermangel nach 50 Jahren leider wieder neue Aktualität bekommen hat, sind Raummangel und Ausstattungsdefizite dank der Erweiterungsmöglichkeiten, die der Schule auf dem Klostergelände eröffnet wurden, und der großzügigen Unterstützung durch den Sachaufwandsträger heute kein Thema mehr. Und was die Kontakte zwischen Heranwachsenden und Lehrkräften, aber auch mit der Elternschaft betrifft, so sind wir nach wie vor bestrebt, dem Erbe Fritz Kästners auch nach einem halben Jahrhundert möglichst gut gerecht zu werden.