Im digitalen Dauerstress – Warum die permanente Smartphone-Nutzung gefährlich ist
Im Café sitzt eine Gruppe Mädchen an einem Tisch. Doch sie unterhalten sich kaum, blicken sich beim Reden nicht ins Gesicht – sie starren dabei in ihr Smartphone und tippen wie wild darauf herum. Auf dem Marktplatz in Haag sitzen einige Teenager auf einer Bank und jeder spielt ein Spiel auf seinem Handy. Beim Überqueren des Zebrastreifens rempelt ein Junge eine ältere Dame an. Er hat sie nicht gesehen, er war zu sehr damit beschäftigt Pokémons zu jagen.
Drei typische Alltagsszenen aus der Welt der Jugendlichen. Doch sind es wirklich nur Einblicke in die Welt der Jugendlichen oder müssen auch wir Erwachsene uns an die eigene Nase fassen und über unser Verhalten nachdenken?
Benjamin Grünbichler, Geschäftsführer der Präventions- und Suchthilfeeinrichtung „Neon“ Rosenheim, referierte am Gymnasium Waldkraiburg zu eben diesem Thema „Im digitalen Dauerstress: Warum die permanente Smartphone-Nutzung gefährlich ist“. Dieser Elternabend fand begleitend zum Suchtpräventionsprojekt der siebten Klassen statt, welches seit vergangenem Schuljahr an den drei Landkreis-Gymnasien stattfindet.
Entgegen landläufiger Meinung ist das menschliche Gehirn – anders als ein Computer – nicht in der Lage zur parallelen Verarbeitung. Der Mensch ist nicht multitaskingfähig. Die permanenten Ablenkungen und Unterbrechungen nehmen dem Gehirn die nötigen Ruhepausen und führen zu verringerter Leistungsfähigkeit.
Um diesen digitalen Dauerstress entgegenzuwirken, empfiehlt es sich handyfreie Zeiten innerhalb der Familie auszuhandeln, an die sich alle halten müssen. Hierzu kann beispielsweise eine sogenannte Handygarage eingeführt werden, in der alle Smartphones während dieser Zeit „geparkt“ werden müssen. Außerdem rät der Suchttherapeut dazu, bereits vor dem Kauf eines Mobiltelefons Regeln mit den Kindern zu vereinbaren und sie über Kosten und mögliche Gefahren aufzuklären. Auch die Einrichtung einer Kindersicherung für Apps ist sinnvoll. Informationen zur Einrichtung von Kindersicherungen und viele weitere nützliche Tipps sind auch auf der Seite klicksafe.de zu finden.
Der wichtigste Hinweis, den Herrn Grünbichler aber geben konnte, war die Vorbildfunktion der Eltern. Denn nur wenn die Kinder und Jugendlichen einen sinnvollen und gesunden Umgang mit dem Smartphone vorgelebt bekommen, können auch sie diesen entwickeln.
Sarah Kobler, Präventions- und Suchtbeauftragte am Gymnasium Gars